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Proxima Centauri

Nächster Stern mit einer Heimat?

Schon lange ist es eine der großen Fragen der Menschheit: Sind wir allein im Universum? Mit Beginn des modernen Raumfahrtzeitalters und der Entwicklung immer besserer (Weltraum-)Teleskope, die es uns ermöglichen selbst in die entferntesten Regionen des Universums einen Blick zu erhaschen, können wir erstmals dieser Frage nicht nur philosophisch oder religiös, sondern auch wissenschaftlich nachgehen. Mit technisch ausgefeilten Methoden durchforsten Astronomen seitdem das All – zumindest die nähere Umgebung in unserer Milchstraße – und suchen um andere Sterne nach Hinweisen auf die Existenz von Planeten, sog. Exoplaneten. Verbirgt sich dort draußen also eine zweite Erde?

Noch wissen wir es nicht. Wir wissen aber heute, dass um sehr viele Sterne Planeten kreisen. Über 4100 solcher Exoplaneten wurden bereits entdeckt (Stand: Oktober 2019). Tatsächlich scheinen Planeten um einen Stern eher die Regel zu sein, als die Ausnahme. Auch um unseren Nachbarstern, Proxima Centauri, kreist ein solcher Exoplanet.

Mit einer Entfernung 4,24 Lichtjahren ist Proxima Centauri zur Zeit unserer Sonne am nächsten. Sehen können wir den Stern aber nicht. Dafür ist er zu klein und zu leuchtschwach. Wäre Proxima Centauri unsere Sonne würde er am Himmel nur 1/50 ihrer Fläche einnehmen und hätte weniger als 1% ihrer Leuchtkraft. In der Astronomie nennt man einen solchen Stern einen Roten Zwerg, da das Maximum seiner Strahlung im Infrarotbereich liegt und er für einen Betrachter rötlich scheinen würde.

Der planetare Begleiter von Proxima Centauri mit dem einfachen Namen Proxima b umkreist seinen Stern in engem Orbit mit einer Umlaufzeit von 11,2 Tagen (zum Vergleich: der sonnennächste Planet unseres Sonnensystems, der Merkur, braucht 88 Tage für einen Umlauf). Obwohl er seinen Stern sehr nah umkreist, befindet er sich in der sog. „Habitablen Zone“, also dem Bereich um einen Stern, in dem (theoretisch) Bedingungen herrschen, die Leben auf einem ihn umkreisenden Planeten ermöglichen würden (Grundvoraussetzungen: gemäßigte Temperaturen, flüssiges Wasser). Dieser Bereich ist um unsere Sonne genau dort, wo die Erde sich befindet, in rund 150 Millionen Kilometern Entfernung. Proxima Centauri ist deutlich kleiner und kühler. Daher liegt seine Habitable Zone wesentlich näher am Stern, eben dort wo Proxima b ihn Umkreist, in etwa 7 Millionen Kilometern Entfernung.

Ob dort Leben existieren kann ist jedoch von vielen weiteren Faktoren anhängig. So ist unklar, ob Proxima b überhaupt eine Atmosphäre besitzt. Auch lässt die große Nähe zu seinem Stern vermuten, dass er „gebunden“ um den Stern rotiert, d.h. ihm immer dieselbe Seite zeigt (wie z.B. unser Mond der Erde). Es wäre also auf einer Seite immer Tag und auf der anderen immer Nacht (und bitterkalt!), was die Entstehung von Leben sehr erschweren könnte. Auch ist Proxima Centauri selbst ein eher „unfreundlicher“ Stern und bombardiert seinen Begleiter permanent mit hochenergetischen Teilchen und Röntgenstrahlung.

Am besten wäre es, wir könnten Proxima b einfach einen Besuch abstatten, nah genug ist er doch, oder? Jein. Könnten wir schnell wie das Licht reisen, bräuchten wir 4,2 Jahre bis Proxima b. Leider schaffen selbst unsere schnellsten Raketen nur einen winzigen Bruchteil davon, sodass die schnellste Raumsonde Jahrtausende bräuchte, bis sie Proxima b erreicht hätte. Es gibt Überlegungen winzige Raumsonden zu entwickeln, sog. „Nanocrafts“, und diese auf immerhin ein Fünftel der Lichtgeschwindigkeit zu beschleunigen. Sie könnten innerhalb einer Generation (in etwa 25 Jahren) Proxima b erreichen und Daten und Bilder zurück zur Erde senden. Wir müssen also auf jeden Fall noch sehr lange auf eine Antwort warten!

Fotos: (c) ESO/M. Kornmesser