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Pluto

Comicfigur in der zweiten Liga

Siebzig Jahre lang war Pluto unangefochten der neunte Planet unseres Sonnensystems. Dann entschied die Internationale Astronomische Union (IAU) im August 2006 das Pluto von nun an nur noch ein Zwergplanet ist. Was war geschehen?

Dazu muss man ein wenig ausholen, denn bereits kurz nach seiner Entdeckung 1930 durch Clyde Tombaugh, erkannte man, dass Pluto sich von den anderen Planeten des Sonnensystems deutlich unterscheidet. Er ist viel kleiner als der bis dahin kleinste Planet Merkur. Mit einem Durchmesser von nur 2374 km ist er sogar kleiner als gleich 7 Monde in unserem Sonnensystem, inkl. dem Erdmond.

Ungewöhnlich ist auch seine Bahn um die Sonne. Sie ist zum einen stark elliptisch, in der Astronomie spricht man von einer hohen „Exzentrizität“. Dadurch schwankt sein Abstand zur Sonne im Verlauf eines Plutojahres um fast 25% (bei der Erde sind es gerade einmal 1,6%)! An seinem sonnennächsten Punkt (dem Perihel) ist er der Sonne sogar näher als Neptun, kreuzt also zweimal innerhalb eines Umlaufs um die Sonne die Neptunbahn, ohne ihm dabei allerdings je nahe zu kommen.

Aber nicht nur das. Seine Bahn ist außerdem stark gegen die Bahnebene der Erde und der anderen Planeten geneigt. Alle Planeten des Sonnensystems von Merkur bis Neptun kreisen in etwa auf einer Bahnebene um die Sonne. Als Bezugspunkt dient dabei die Bahnebene der Erde, die Ekliptik. Pluto hingegen weicht mit 17% Bahnneigung deutlich davon ab!

Es war also schon früh klar, dass Pluto „anders“ war als die anderen Planeten. Mit Beginn der 1990er Jahre entdeckte man dann, wie schon seit einiger Zeit vermutet wurde, dass der Raum außerhalb der Neptunbahn, dort wo auch Pluto seine Bahnen zieht, nicht leer ist. Zahlreiche weitere größere und kleinere Objekte bevölkern die Region, Reste aus der Zeit der Planetenentstehung in unserem Sonnensystem. Heute schätzt man, dass sich außerhalb der Neptunbahn, verteilt auf eine ringförmige, relativ flache Scheibe etwa 70.000 Objekte befinden mit einem Durchmesser von über 100 km (und viele weitere kleinere Objekte). Die Region wird heute als Edgeworth-Kuiper-Gürtel (meist kurz Kuiper-Gürtel) bezeichnet.

Bald entdeckte man im Kuiper-Gürtel Objekte die sogar noch größer waren. 2001 wird Varuna entdeckt, ein Kuiper-Gürtel Objekt (KBO) mit einem Durchmesser von etwa 700 km. Ein Jahr später folgt Quaoar mit einem Durchmesser von über 1000 km. Als man im Jahr 2005 Eris entdeckt, ein KBO mit einem Durchmesser von über 2300 km, also fast so groß wie Pluto (bei Eris Entdeckung glaubte zunächst noch sie wäre sogar größer als Pluto) war klar, dass eine Entscheidung getroffen werden musste.

Im August 2006 entschied schließlich die IAU, dass ein Planet drei Bedingungen erfüllen muss:

  1.        Er muss um die Sonne kreisen.
  2.        Er muss über ausreichend Masse verfügen, um durch Eigengravitation eine runde Form anzunehmen.
  3.        Er muss seine Umlaufbahn von anderen größeren Objekten „bereinigt“ haben.

Damit verlor Pluto, trotz viel Kritik an dieser Definition, seinen Planetenstatus, da er den dritten Punkt nicht erfüllen konnte. Auf seiner Bahn quer durch den Kuiper-Gürtel befinden sich zahlreiche weitere große Objekte und machen Pluto nur zu Einem von Vielen.

Die zur gleichen Zeit neu eingeführte Gruppe der Zwergplaneten führt Pluto aber nach wie vor als größtes Objekt an. Zurzeit haben fünf Objekte offiziell den Status eines Zwergplaneten. Neben Pluto und Eris sind das: Ceres (ein Objekt im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter), Haumea und Makemake. Eine Liste von etwa 20 weiteren Zwergplaneten-Kandidaten muss noch von der IAU bestätigt werden.

Der Name „Pluto“ stammt übrigens nicht, wie der Untertitel vermuten lässt, von der gleichnamigen Comicfigur, sondern wurde kurz nach Plutos Entdeckung von der damals 11-jährigen Venetia Burney vorgeschlagen. Sie dachte dabei an den Gott der Totenwelt aus der griechischen und römischen Mythologie, Sohn des Saturn und Bruder von Jupiter und Neptun. Tatsächlich erhielt Disneys Comic-Hund, der ursprünglich „Rover“ heißen sollte, seinen Namen nach dem kurz zuvor entdeckten (Zwerg-)Planeten und nicht umgekehrt.

Fotos: (c) NASA/JHUAPL/SwRI